Therapie: θεράπων, Etymologie: („Wohnstätte, Siedlung“), Therapon: Begleiter niedrigen Ranges, Gehilfe, Minister oder Ersatz.
Die Kombination des Wortes "σύν-" (sun-, "zusammen") mit "πτó" (píptō, "ich falle") ergibt den Begriff "σύνπτω" (sunptō). Die Etymologie des Begriffes "Symptom" lässt sich wie folgt rekonstruieren: Im Zeitraum von 1350 bis 1400 Jahren wurde der Begriff im Mittelenglisch etabliert und leitet sich ab vom Spätlateinischen "symptoma" sowie vom Griechischen "sýptōma". Der Begriff ist ein Kompositum und besteht aus dem Präfix "sym-", das sich vom Lateinischen "sym" ableitet, dem Suffix "-sym-" sowie dem Suffix "-p-", das sich vom griechischen "píptein" ableitet und für "fallen" steht. Die Bedeutung des Wortes ergibt sich aus der Kombination dieser beiden Elemente.
In den Studien über Hysterie (1895, GW I, 227) wird das Symptom noch durch die Annahme eines singulären Traumas erklärt. Diese Kausalität behauptet Geschlossenheit, obwohl die Fallgeschichten bereits deren Bruchlinien aufzeigen. In der Traumdeutung (1900, GW II/III, 277) bestimmt Freud das Traumergebnis als "durch mehrere Faktoren bedingt und in mehrere, zueinander gehörige Traumgedanken zerlegbar" und fasst diese Vielschichtigkeit unter den Begriff der "Überdeterminierung". Das Modell zeigt demnach eine Verschiebung von einer monokausalen Pathogenese zu einer Theorie der Mehrfachbedingtheit. Dabei nimmt das Symptom über seine manifeste Gestalt hinaus eine Vielzahl heterogener Bedeutungszusammenhänge auf. Der Begriff der "Überdeterminierung" beschreibt demnach ein strukturelles Moment, welches das Symptom über seine manifeste Gestalt hinaus mit einer Vielzahl unvereinbarer Bedeutungszusammenhänge auflädt (vgl. hierzu auch die Ausführungen in Marx, 1993). Das Symptom oder der Traum stellt keinen Ausdruck einer linearen Ursache dar, sondern ist das Resultat einer Verdichtung heterogener Traumgedanken, deren Verschlingung sich einer eindeutigen kausalen Zuordnung entzieht. Eine Systematisierung dieses Ansatzes findet sich in den metapsychologischen Schriften aus dem Jahr 1915, wie beispielsweise in "Triebe und Triebschicksale" sowie in "Das Unbewusste". In der psychoanalytischen Theorie findet sich eine heterogene Beschreibung des Symptoms an unterschiedlichen Stellen. Einerseits wird es als "Kompromissbildung zwischen zwei sich widerstreitenden Regungen" (Freud, Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung, 1933, GW XV, 86) definiert, andererseits als "Erfüllung eines verdrängten Wunsches" (Freud, Die Traumdeutung, GW II/III, 277) sowie als "Äußerung der Abwehr" (Freud, Das Unbewusste, 1915, GW X, 275). Freud führt die Überdeterminierung in ein intrapsychisches Konfliktmodell ein, in dem sich das Symptom aus der Interaktion von Wunsch und Abwehr konstituiert und dessen Form durch die Mechanismen von Verdichtung und Verschiebung hervorgebracht wird (vgl. Freud, Traumdeutung, GW II/III, 277; Das Unbewusste, 1915, GW X, 275). Die spezifische Form der Mehrfachbedingtheit, die von Freud als "Überdeterminierung" bezeichnet wurde, wurde in späteren theoretischen Diskursen aufgegriffen und weiterentwickelt (vgl. Freud 1927). In Pour Marx (1965) wurde der Begriff aus der Freud'schen Psychoanalyse von Louis Althusser übernommen und in die marxistische Theorie integriert. Freud bezog die Überdeterminierung auf die Mechanismen des psychischen Apparats, wohingegen Althusser sie verwendete, um die Struktur historischer Prozesse wie revolutionäre Situationen zu begreifen. Diese manifestieren sich bei ihm nicht als Resultat einer singulären Ursache, sondern als Konstellationen, in denen ökonomische, politische und ideologische Widersprüche ineinandergreifen. Althusser betont, dass es sich hierbei nicht um eine einfache Analogie handelt, sondern um eine strukturelle Transformation des psychoanalytischen Begriffs, der auf die Mehrschichtigkeit gesellschaftlicher Prozesse angewandt wird. Der von Freud markierte Bruch mit monokausalen Modellen wird in der vorliegenden Arbeit weiter gefasst. Die Überdeterminierung wird dabei als konstitutives Prinzip komplexer gesellschaftlicher Prozesse formuliert. Die strukturellen Überlagerungen und Verschränkungen unterschiedlicher Ebenen lassen sich nicht in eine einzige Ursprungskausalität zurückführen.
Der Prozess der Übertragung respektive Gegenübertragung stellt einen zentralen Aspekt der sozialen Wahrnehmung und Handlungsregulation dar. Gemäß klassischer Konzeptionen kann die Übertragung als eine Reproduktion früherer Beziehungsmuster und verdrängter Objektbindungen interpretiert werden, die im analytischen Setting aktualisiert werden (vgl. Freud, Zur Dynamik der Übertragung, 1912, GW VIII, 364–65). In der Anwendung manifestiert sich die Übertragung in einer kontinuierlichen Bewegung zwischen symbolischen Brüchen und imaginären Bindungen, die nicht aufgelöst, sondern in ihrer Spannung gehalten werden. Freud bezeichnete die Übertragung als "stärkste Waffe des Widerstandes" (Freud, Zur Dynamik der Übertragung, 1912, GW VIII, 364), während er den Widerstand zugleich als notwendige Erscheinung des analytischen Prozesses verstand (Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse, 1917, GW XI, 320). Der Widerstand knüpft dabei an imaginäre Fixierungen an, die das symbolische Arbeiten blockieren. Freud legte dar, dass Symptome nicht allein objektive Zeichen seien, sondern dass sie "wie ein fremdsprachlicher Text" einen Sinn hätten, der aus den Äußerungen der Patient*innen zu erschließen sei (Freud, Vorlesungen zur Einführung, 1917, GW XI, 313–314). Gleichzeitig führte er aus, dass Patient*innen unter Martyrien leiden können, ohne das Symptom aufzugeben (Freud, Hemmung, Symptom und Angst, 1926, GW XIV, 121). Diese Erkenntnis unterstreicht die Auffassung, dass Symptome nicht allein auf objektiven Faktoren basieren, sondern auch durch subjektive Bedeutungen sowie unbewusste Konflikte determiniert werden. Gemäß der von Freud entwickelten Theorie existiert eine differenzierte Struktur von Ich, Es und Über-Ich (vgl. Freud 1923, GW XIII). Das Es wurde dabei als jener Bereich beschrieben, in dem das Triebhafte dem Bewusstsein entzogen bleibt und in dem die verbale Äußerung der Patient*innen nicht "gehört", sondern sie durchdringt. Lacan artikulierte diese Bestimmung in der Formel "ça parle / Es spricht" (Écrits, 1966, S. 819; Seminar XI, 1964, S. 132–133), um auszudrücken, dass das Unbewusste nicht von der Patient*in beherrscht wird, sondern sich im Sprechen selbst artikuliert. In seinen frühen Seminaren wird Widerstand weniger als Eigenschaft der Patient*innen, sondern vielmehr als Widerstand der Analytiker*innen gesehen, die in der Fixierung am Imaginären verhaftet bleiben (vgl. Seminar I, 1953–1954, dt. 1978, S. 101). Der Terminus "lalangue" wurde von Lacan eingeführt, um das vor- und außersemantische "Geplapper" zu bezeichnen, in dem das Subjekt aufwächst und in dem das Symptom eine sprachliche Form erhält (vgl. Seminar XX, Encore, 1975, dt. 1986, S. 123). In den nachfolgenden Seminaren wurde das Symptom einer Neuinterpretation unterzogen und als Sinthome klassifiziert (vgl. Seminar XXIII, 1976, dt. 1980, S. 14–15). Das Sinthome wurde dabei nicht isoliert, sondern als strukturelle Verknüpfung des Subjekts bestimmt.Freud zufolge handelt es sich bei der Übertragung um "die stärkste Waffe des Widerstandes" (ebd., 364), da sie den Fortschritt der Analyse hemmen könne. Gemäß dieser Auffassung verweist die Übertragung auf vergangene Inhalte, die in der Gegenwart inszeniert werden. In dem hier relevanten Zeitraum vertrat Freud die Auffassung, dass die Gegenübertragung eine Gefahr darstelle. Es besteht die Möglichkeit, dass sie ungelöste Konflikte der Analytiker*in verursacht und somit die Arbeit stört. Freud gelangte zu der Schlussfolgerung, dass die Gegenübertragung einer "Überwachung und Beherrschung" unterliegen müsse (vgl. Freud, Ratschläge für den Arzt bei der psychoanalytischen Behandlung, 1912, GW VIII, 376–377). Die Entwicklung der Objektbeziehungstheorie markiert eine signifikante Verschiebung dieser Auffassung. Heimann (1950, S. 83–84) hat den Begriff der Gegenübertragung von seiner ursprünglichen Interpretation als Störung abgerückt. Stattdessen definiert er diese als ein "a most important instrument of research into the patient's unconscious" (ebd., S. 84), womit darauf hingewiesen wird, dass die Gefühle der Analytiker*in als unmittelbare Reaktionen auf das Unbewusste der Patient*in interpretiert werden.
Gemäß der Theorie Heimanns ist die Gegenübertragung als ein wesentliches Instrument der psychoanalytischen Arbeit zu betrachten. Gemäß Heimann (1950, S. 83) sind die Emotionen der Analytiker*in gegenüber der Patient*in nicht lediglich als Störung oder Manifestation eigener ungelöster Konflikte zu interpretieren, sondern vielmehr als Reaktionen auf die unbewussten Mitteilungen der Patient*in. In diesem Kontext wird die Gegenübertragung als eine Form der Kommunikation auf unbewusster Ebene verstanden, die innerhalb der analytischen Situation stattfinden kann (vgl. ebd., S. 84). Dieser Zugang erlaubt die Interpretation der Übertragung unbewusster Phantasien der Patient*in auf die Analytiker*in, wobei die Übertragung als Aktualisierung des Unbewussten der Patient*in gedeutet wird.
Racker (1968, S. 144–45) konkretisierte diesen Gedanken, indem er die Gegenübertragung in konkordante und komplementäre Formen unterteilte. In diesem Zusammenhang wird die konkordante Gegenübertragung als Identifizierung der Analytiker*in mit den Ich-Zuständen der Patient*in beschrieben. In der vorliegenden Untersuchung wird insbesondere auf die kindlichen und erwachsenen Ich-Funktionen Bezug genommen, wie Racker 1968 anführt (vgl. S. 144). In dieser Form versetzt sich die Analytiker*in in ähnliche Gefühle und Haltungen wie die Patient*in und empfindet eine emotionale Resonanz (ebd., S. 145). Demgegenüber beschreibt die komplementäre Gegenübertragung die Identifizierung der Analytiker*in mit den Objekten der Patient*in, insbesondere mit den Objekten der kindlichen Vergangenheit, die gegenwärtig wirksam sind (ebd., S. 144). Wie Racker betont, sind beide Formen analytisch voneinander zu unterscheiden, in der Praxis jedoch regelmäßig ineinander überzugehen und zugleich wirksam zu bleiben (ebd., S. 145). Gemäß der Theorie von Jacques Lacan konstituiert sich das Unbewusste nicht länger lediglich durch eine Repetition des Vergangenen, sondern realisiert sich vielmehr in der Übertragung, die zugleich als "Widerstand gegen die Deutung" zu begreifen ist (Seminar XI, 1964, dt. 1987, S. 132–133). Infolgedessen verschiebt sich der analytische Fokus, der sich bislang auf die bloße Repetition bezog, hin zu einer Struktur, in der das Unbewusste in der analytischen Situation wirksam wird und gleichzeitig dem Zugriff der Interpretation entzogen bleibt. In dem 1992 publizierten und 1996 in deutscher Übersetzung erschienenen Werk "Neue Grundlagen für die Psychoanalyse" entwickelte Laplanche die Bestimmung der Übertragung als "Wiederkehr der grundlegenden Verführungssituation" sowie als eine "unabschließbare Übersetzungsarbeit" (S. 217–220). In diesem Kontext manifestieren sich unübersetzbare Botschaften aus der ursprünglichen Beziehungssituation, die sich perpetuieren. Die strukturelle Asymmetrie sowie die Unübersetzbarkeit der Botschaften stellen dabei das Fundament der Übertragung dar.