Ich gehe davon aus, dass ein vernünftiger Mensch leugnen kann, dass wir bei der Betrachtung von Bildern und Gewittern manchmal dazu neigen zu glauben, dass Blitze – die auch sehr schön anzusehen sind, harmloses Feuer ausstrahlend, immer bestimmten Formen zugeschrieben werden. Technologie als kulturelles System der Fragmentierung geht nicht in Defiziten oder Fehlern an sich auf. Wissen setzt Gegenstand und Form voraus. Technologische Systeme, als verkörperte Wahrnehmung und symbolische Ordnungen durchdringen sich als Spannungen, in denen Raum, Klang, Körper instabil wirken. Manchmal ist Komposition einfach das Ergebnis einer formalen Organisation von Klang, in der eine Welt sichtbar wird, aber nicht ihr Tod.
Totengeläut (12’05’’, 8‐Kanal) ist das erste, einer Serie von drei Stücken, in denen eine alte Familienglocke aus Messing ihr Ende einläutet. Affektkonserven, in denen Erinnerungen als formale Reste übrig bleiben. Sie können nicht innerhalb symbolischer Konstellationen rückgebunden werden. Glockenschläge, viereckige Gemüsestücke und der Tod meiner Großmutter haben sonst keinen einen Zusammenhang aber es braucht keine Referenz, damit eine Verzerrung ihre Bedeutungsfunktion verliert.

Macédoine (8’00’’, 8‐Kanal)
Autonome kleine Staaten gleicher Formkörper anonymer Nachbarschaften, kein Halt ausser Mayonnaise. Eine Schüssel ist ein leeres Versprechen und ohne Grund orange.


Grandmothers Return to Delphi (7‘29, 8-Kanal)
Dritter Teil der sich einem Finale verweigert .
Der Tod nämlich ist innerlich – und auch in der äußeren Welt mit ihren Gletschern, Tälern, den schrecklichen Häusern, mit dem unaufhörlichen Ansturm, gegen alle Götter – ein unablässiger Sturm, die unablässigen Wiederholungen schrecklicher Plattitüden mit deren hartnäckigem Streben nach einer sensationellen, aber erschöpfend rationalisierten Handlung. Ungläubige Energieverschwendungen und Lebensausgaben, die an furchterregende plumpe Feste erinnern, mit gewaltigen Plünderungen der Welt, oder besser noch, Plünderungen, die am Einzelnen selbst verübt werden. Dann braucht es keine Analysen oder Alternativen, keine Bilder oder dramatischen Wendungen, keine Eleganz oder Erweiterungen, keine Unterschiede und keine Trennung mehr. Nur etwas, das sich wiederholt, immer und immer wieder. 
Das Unmögliche ist kein Außen der Erfahrung als Unmöglichkeit, die sich nicht aufhebt, sondern trägt.
In diesen macht nicht das „ich“ als „Ich“ eine Erfahrung möglich, sondern die Erfahrung macht mich als „Ich“ unmöglich, ruft den Selbstverlust unter Bedingungen an, die selbst nicht in Erscheinung treten, und bleibt, wo alle Beziehung sich entfernt, ohne ganz zu verschwinden, und bedeutet deren Ortlosigkeit, durch etwas, das von außen eindringt, im Inneren bleibt, unter aufgehobenen Bedingungen. Spitzen, in denen niemand bleiben kann und seine eigene Unvollständigkeit erfährt und aushält. Aus Gründen gewisser insistierender Reste, die weder Ganzes noch Teil sind und in denen Bedeutung zum Ganzen drängt und sich selbst verunmöglicht. Es handelt sich um nicht richtig funktionierende Systeme aus Erinnerungen als Versatzstücke, deren Unvollständigkeit zu verschobenen Verhältnissen führt. Ihre Integrität und Mangelhaftigkeit sind oft ununterscheidbar. Darin lässt sich Gehörtes nicht endgültig verstehen, aber zu einer Grätenfigur zwischen Symbol und Schranke werden und vorschreiben ohne verstanden zu werden, weil es nur sich selbst bedingen muss. Wegen der Forderung der Zeit die zur Wiederholung sedimentiert, als eine Fähigkeit zur Syntax ohne Proposition. Sie bedeutet nichts, kann Abstehen durch etwas was nicht erscheint aber aushöhlt. Es gibt ein sonderliches Gesetz in dem es keine Botschaftsreliquie versäumt hat die nichts hervorruft. Niemand hört als bloße Bedingung einer Anrufung, sondern bleibt dort gescheitert als Falte der Bedeutung einer Sache, die gegessen wird und die zerfrisst, schluckt und sich neu zusammensetzt in einem vergeblichen Versprechen, sich in nichts zu verwandeln und insistiert dort, wo jede Beziehung sich entzieht um zu verschwinden als zusätzliche Verzögerung des im Anstehen sein, weil die Idee der Erlösung noch nicht gesichert ist. Betroffenheit die sich aufdrängt als unvermeidbare, etwas lästige Verbindung zu Erinnerungen die schon längst als Überdauer warten.   

Lügen kann man nur in der Ich-Form.
Zum Beispiel, der Zentralriss. Die Welt zerfällt in übereinandergelagerte Oberflächen, Archive oder Schichten – leere Äußerlichkeiten, die sich in einer doppelten Bewegung niederschlagen, um mit dem Riss ins Innere zu gelangen. Dieser aber trennt sichtbare Bilder und Lautkurven, Sichtbares und Sagbares sowie Wissen voneinander. Eine hermeneutische Perspektive, Synchronisierung von Zeit, Bedeutung und Raum, verliert in dieser Bewegung jede Stabilität. Elemente lassen sich ab und an zueinander in ein Verhältnis setzen, ohne sich dabei mit eben dieser mühsamen Differenz herumschlagen zu müssen.

Körper,  Zeit, der Raum sind ja schon ziemlich grosse Metaphern. Das Ding ist nicht immer, und Übertragung kann auch mal unterlaufen werden. Ich kann mich halt nicht immer auf alles oder nichts projizieren, weil manchmal alles schon besetzt ist. Und ich weiß, wovon ich spreche, wenn ich sage: aufgrund einer unmöglichen Gleichzeitigkeit. Ganz abgesehen von den Rissen, die eine Perspektive bezeichnen, die entlang zeitlicher Linearitäten vermutet wird, konstitutive Bewegungen, durch die Veräußerung geschieht, retroaktiver Entzug, dessen vergangene Präsenz sich als Form darstellt. Aber je nach Bedeutungsfeld geht auch eine Verschiebung entlang einer Achse. Und anstatt mich oder etwas anderes zu ersetzen, kann es ja sein, dass Nachbarn begehrt werden müssen. Dabei verschiebt sich nicht das Gemeine, sondern die Bedingung, unter der Bedeutung als Deckung, als etwas, das aufgeht, überhaupt lesbar wäre. Zeit als Bewegung bleibt bestehen, aber kohärenter Raum und Form nicht mehr ganz.

Gestelle, Hupgeräusch und auch Schnäuze verstehe ich nicht durch Auflösung ihrer eigenen Bedeutung, sondern durch ihre Darstellung, diese nämlich macht durch Verschiebung der ihr eigenen Bedeutungen deren Konstruktion überhaupt erst möglich, so dass als Oberfläche nur sie übrig bleibt. Es braucht am Anfang also mindestens eine Figur, mit zwei Rollen. Die eine ist Reproduktion und die andere Produktion. Dadurch wird etwas nachgeahmt. Figuren sind Interpretationsprozesse. Weil die Figur bringt selbst auch etwas in die Welt ein, das der Welt hinzugefügt wird und sie anders macht.
Ort und Zeit und Zeichen verrutschen ständig zwischen Nähe und Distanz von Leben, Theorie und Sprache. Es geht eben nicht auf.                                Der Rechercheprozesses richtet sich danach wie Erinnerungsträger aufgegriffen werden sollen, ohne deren symbolisches Material, dessen ganze Bedeutung sich einer gezielten Sezierung entzieht, einfach zu überschreiben. Jede abstrakte und ästhetische Praxis, zu der zum Beispiel auch die Musik gezählt wird, lässt sich als offenes und dynamisches, ästhetisches Zeichengebilde darstellen. Meine Interpretationen offenzulegen bedeutet ein öffentliches Verhältnis mit Begrifflichkeiten einzugehen.

Lumpensammlerin
Das Fragment als tragender Rest, das mich bis anhin verfolgt ohne das die Zerstörung wirklich eingetreten war, ist für mich nicht am Horizont einer verlorenen Totalität zu lesen. Ehe mit einem Zustand in dem Grosses und Teil keine operablen Unterscheidungen mehr sind. Momentan arbeite ich in einem Zwischenraum. Komposition ist Aushalten von Resten, von dem, was nicht aufgehoben werden kann, weil es sich nicht in Bedeutung überführen lässt. Objekte und Beziehungen als Anordnungen dessen, was sich nicht in Wirklichkeiten vermitteln lässt. Und insistiert dort, wo jede Beziehung sich entzieht, ohne zu verschwinden. Räumlich-symbolische Verschiebungen, meta-phorai im ursprünglichen Sinn des Begriffs der Metapher, als das Hinaustragen eines Zeichens, ohne Rückkehr. Erzählung ist darin als Konstellationen, in denen das, was vermeintlich geschlossen ist, durchbrochen wird und drohende Formlosigkeit strukturierende Bewegung ist. Das ist jedoch nur der Bruchstrich der zeitlich strukturierenden Dislokation, der sich fortwährend durch das auszeichnet, was als deren Suspension übrig bleibt. Die Geschichte dieser Linie, deren lesbare Konstellationen auf die Bedingungen ihrer symbolischen Artikulationen verweisen und deren Lesbarkeit zeitlich hergestellt werden muss, da sie unter der Bedingung struktureller Unabgeschlossenheit steht, die weder durch Rekonstruktion noch durch Erinnerung stabilisiert werden kann, exhibitioniert sich durch notwendige Motive, die sich selbst als Bedingungen der Geschichte darstellen.

Weil eine Lumpensammlerin könnte sogar denken, dass gewisse Regionen mit Herden von Pferden gefüllt sind, deren brüllende Lobgesänge widerhallen, und dass Vogelschwärme und niedere Formen der Materie, und was auch immer, alles andere als absurde, unechte, leidenschaftserregende und unähnliche Formen enthalten. 
                                             
Monika Stalder als Lumpensammlerin in “ein dunkler Rand einer Aureole”


Harmony
Der Begriff „Harmonie“ ist ein Gräuel. Er ist Störung die zeigt, dass es darum geht, dass sich Bedeutungen immer wieder neu zusammensetzen und sich dann wieder auflösen, dabei entstehen Bedeutungen auf Oberflächen, also einer Art geteilter Zeichenwelt. Technik ist in diesem Gedankengang ein strukturierendes Element, das nicht nur unsere symbolische Welt formt und aufteilt. Die Bedingungen, unter denen diese geteilt und verteilt wird, werden ästhetisch dadurch bestimmt, dass sie Wirklichkeiten reproduzieren. Die Bedingungen dieser Reproduktion symbolischer Wirklichkeiten sind Anwendung fehlerhafter Technologie als Kulturtechnik symbolischer Konstellationen. 

Konzepte sind endgültige Lösungen und Techniken für epistemische und epistemologische Prozesse und als notwendige Katalysatoren ohne endgültige Erklärungen und Unvollständigkeit, sind sie Kontingenzen der Bedeutungsproduktionen innerhalb eines dysfunktionalen Systems, dessen Signifikanten sporadische Ansichten einer Sprache darstellen, deren Symbole manchmal auch nur Statisten sein könnten, als rhetorische Fragen, Wiederholung oder als Schrei. Eben nicht auf die bloße Übertragung von Bedeutungen beschränkt.

Hiatus, vulgäre Porträts 
begann als Masterarbeit in Elektroakustischer Komposition und ist als Transitionsdokument in ständiger Bearbeitung weil es wegen vieler möglichen Formen möglicher Repräsentationen von Wirklichkeiten in denen ich mich aufhalte, zu keiner Übereinstimmung zwischen Absicht und Ausführung kommt.
Konkrete Zumutung ist nicht die Aneignung eines Gegenstandes durch ein Subjekt, sondern die Wiederholung der Erfahrung als gebundener Zwang, deren Unmöglichkeit nicht deren Gegenteil ist, aber die Struktur, in der Erfahrung überhaupt erst erscheint, als unmögliche Form. Meine eigene Unzulänglichkeit entsteht aus der Tatsache, dass ich sich als mich selbst in Frage stellt, wobei diese Frage einen anderen benötigt, um umgesetzt zu werden. Auf sich allein gestellt, schließt sich ein solches Sein in sich selbst ein, schläft ein und beruhigt sich. Ein Sein ist entweder allein oder weiß, dass es allein ist, nur wenn es nicht allein ist. Das Zugleich von deren Unmöglichkeit auszuhalten, als destruktive Formen worin etwas verbleibt, denn was erfahren werden soll, sich nicht als solches zeigt. Die Erfahrung macht das Ich unmöglich, ruft Selbstverlust unter Bedingungen an, die selbst nicht erscheinen. Der Tod kann als solches nicht an sich dargestellt werden und ist sich selbst ohne etwas zu sein. Er existiert auch ohne Gott, dessen Name den bodenlosen Zusammenbruchs endloser Verödung der Sprache ist.